Morgen geht es los. Morgen beginnen wir mit den Proben. Die erste Woche noch im Probenraum auf Kampnagel, während der Club umgebaut wird: Keep it classy and keep it dirty. But clean-dirty. You know what I mean. Golden and warm. Soultrain and glitter, flowers and waterfalls. Cool und unglaublich schick. Ist ja klar. Den Massage-Sessel haben wir aus Itzehoe abgeholt.
Neulich hab ich ein Making of von Die Hard gesehen und da hieß es über den Regisseur des Films, für ihn sei eben nur das gut, was ihn auch hart macht. Deshalb explodieren in seinen Filmen angeblich auch immer die Spitzen von Wolkenkratzern. Mit ihm zu arbeiten, war offenbar auch ziemlich hart. Trotzdem, ich wollte mir das ja abgucken bei den alten, weißen Männern, diese Selbstverständlichkeit darin, mit der eigenen Lust zu arbeiten. Nur das meine Lust anders ist, keine explodierenden Wolkenkratzer jedenfalls. Also wie steht es damit nach den ersten Wochen der Übung? Wie gehe ich ins Training?
Mit Lust zu arbeiten, setzt voraus, dass frau welche hat. Leider ist es mit meiner Lust schnell vorbei, wenn ich unter Druck gerate. Solange ich shaming erwarte, entfaltet sich da sowieso nichts. Ich bin sonst ziemlich gut darin, Rechte einzufordern, für mich und andere. Aber das Recht auf Lust ist anders als andere Rechte, für die ich gekämpft oder gearbeitet habe. Es ist Hetera: In dem Moment, wo mir das Recht auf meine Lust in irgendeiner Weise streitig gemacht wird, hab ich einfach keine mehr. Leider ist es nicht so, dass ich dann da total horny stehenbleibe und die Energie nutzen kann und sagen: „Hei, und was ist jetzt hier mit meiner Lust? Da hab ich ein Recht drauf!“ Meine Lust ist dann einfach weg. Und mit ihr auch die Lust, für die Lust zu kämpfen. Mit anderen Worten: Meine Lust ist ein Gänseblümchen und schließt sich bei jeder Gelegenheit. Wäre schön, sie wäre mehr wild thing. Und vielleicht kann es da schon helfen, sie zur Abwechslung mal als etwas zu begreifen, was mir Orientierung und Energie für meine Arbeit gibt, so wie Audre Lorde das in ihrer Rede „The Use of the Erotic gefordert hat.
Also an die Arbeit: Ein Nachtclub für Frauen, in dem es um Sex geht und um Liebe, ein Club, in dem wir immer beides sind, Künstlerinnen und Sexworker, in dem es um Care und um Schutz geht, darum dass Frauen, dass Heteras mit etwas spielen dürfen, womit sie sonst nicht spielen dürfen.
Wir finden eine neue Praxis.
Morgen: Die Zone der Intimität erkunden. Hinein und hinaus treten. Mit konsensueller Berührung arbeiten, sich bewusst machen – was ist für mich, was ist für Dich? Wo geht eins ins andere über? Wo sind meine Grenzen und wo sind Deine? Was wünschen wir uns vom Club? Das Team, alle, jede? Dann geht’s weiter mit Tanzen und Waschen, Streichen und Streicheln, Ausziehen und Einwickeln, fest, fest Binden. Wachs und Sahne, Schaukeln und Fliegen. Augen zu, Augen auf. Sich nicht verlieren. Dann ein Workshop mit den Fuck Yeahs über Safe Sex und Vibratoren, und am Samstag geht es dann bei Hanna Krohn um die Vagina, ich sag ja lieber Pussy, obwohl Fat Cat vielleicht noch treffender wäre.
Sagt Bescheid, wenn Ihr mal reinschauen wollt!
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