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Interview. Fragen: Kampnagel

Interview. Fragen: Kampnagel

Liebe Sibylle, du bist als Künstlerin bekannt für clevere, machtkritische Projekte.

In deinem neuen Projekt „QUEENS CLUB“ möchtest du „Pimp“ werden.

Was war der Auslöser für dieses neue Betätigungsfeld?

Ich lebe seit über 20 Jahren auf St. Pauli und damit auch mit dem Rotlichtviertel. Der Sexismus der Branche ist über die Zeit hinweg unhinterfragt geblieben. Wenn man sich mal überlegt, was seitdem sonst so alles an Umbrüchen und Bewegungen auf St. Pauli stattgefunden hat! Warum gibt es im Rotlicht keine Veränderung? Ich liebe St. Pauli, es ist mein Zuhause. Doch je älter ich werde, desto mehr ärgert mich das. Nun möchte ich mit dem Heteraclub einen Versuch machen und Frauen einladen zu erleben, wie es anders sein könnte.

Der Untertitel bezieht sich auf Heterasexualität. Ich musste das selbst erstmal googlen. Kannst du bitte mit deinen Worten eine Definition machen?

Ist doch ganz einfach: Heterasexualität ist Heterosexualität mit einem a, mit einer weiblichen Endung, oder passender: einer weiblichen Mitte. Heute gibt es zu jeder sexuellen Orientierung eine politisch korrekte Bezeichnung, eine eigene Praxis, einen eigenen Diskurs. Aber Frauen, die Männer begehren, sollen einfach das gleiche sein, wie Männer, die Frauen begehren? Alles Heteros? Eben nicht. Das weiß doch jede, und das ist ja gerade das Problem. Wir haben auch ein Recht auf ein eigenes Wort, auf unsere eigene Perspektive und auf Räume, in denen diese Perspektive dominiert. Das ist mal der Anfang.

Hattest du Probleme, die geeigneten Performer zu finden?

Nein gar nicht. Zum Glück gibt es viele tolle Männer, Künstler, Care-Giver, Sexworker, die dieses Anliegen verstehen und unterstützen und miterleben wollen. Das ist auch ein Anliegen des Clubs, das dort mal erfahrbar zu machen. Ohne heterasexuelle Räume kann man sich im heterosexuellen Normativ sehr allein fühlen. Natürlich ist es wichtig, dass ich als Pimp, zusammen mit den anderen Queens des Clubs, den Männern entsprechend Orientierung gebe, dass wir ihnen auch Grenzen aufzeigen und neue Wege eröffnen, wenn es um Heterasexualität geht. Queen des Clubs kann übrigens jede werden, einfach mal auf die Website gehen: queen-hamburg.com

Was war bisher der verkrampfteste Moment?

Verkrampft ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber ich muss sagen, dass ich in dem Moment, in dem das Projekt erstmals publik wurde und ich den Call for Performers rausschicken musste, plötzlich richtig Schiss bekam. Das hat mich selbst gewundert. In der Theorie ist das alles so einfach zu sagen und zu schreiben, aber sich hinzustellen und zu sagen: So, ich werde jetzt Pimp. – Da musste ich durch. Und im Moment geht es mir sehr gut damit. Ich freue mich auf unser Photoshooting demnächst, da fotografieren wir einen heterasexuellen PinUp-Kalender auf St. Pauli.

Wem würdest du einen Besuch besonders empfehlen?

Allen Frauen, die Lust haben, mal wieder zu begehren, mal wieder angeknipst zu werden, die Antennen auszufahren. Allen Frauen, die Lust haben auf eine intime Begegnung ganz anderer, ganz neuer Art. Allen Frauen, die neugierig und schüchtern sind und im Salon des Heteraclubs erstmal nur mit uns chillen oder tanzen oder quatschen wollen und mal schauen, was da so geht. Es ist schließlich auch unser erstes Mal.

Letzte Frage: Dürfen Männer auch in den Queen´s Club?

Eigentlich nicht. Für die gibt es auf St.Pauli soooo viele andere Möglichkeiten. Wir machen allerdings Late-Night-Parties und da laden wir uns dann vielleicht auch ein paar Freunde des Heteraclubs ein, – als Objects of Desire versteht sich.

 

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