15 49.0138 8.38624 1 0 4000 1 http://queens-hamburg.com 300 0
theme-sticky-logo-alt
theme-logo-alt

Beitrag von Hanna Krohn

BEITRAG VON HANNA KROHN

Über das Begehren im Allgemeinen und Besonderen

Begehren. Was für ein schönes Wort. Es klingt nach Sehnen und Wollen, nach gezogen werden und hineinsinken in einen bittersüßen Zustand, der sich bis an die Grenze des Schmerzhaften dehnt.

Mein Begehren will gelockt und genährt werden wie ein Kätzchen, doch wenn es erst da ist, kann es zu einem rasenden Tier erwachsen, das alles verschlingt und kaum zu sättigen ist.

Ich fand es lange schwer, mit meinem Begehren zu leben. Es entzog sich meiner Kontrolle. Es war da, wo es nicht hätte sein sollen. Es war nicht da, wo es erwartet wurde. Es war da, wo es kein Gegenüber hatte. Es machte Stress, Druck und Chaos. Es war nicht zu befrieden. Mal war es über Monate und Jahre wie vom Erdboden verschluckt und dann wieder bestürmte und bedrängte es mich wie eine Plage, vor der es kein Entrinnen gab.

Irgendwann kam mir der Gedanke, dass vielleicht nicht mein Begehren das Problem ist, sondern das Leben, in dem ich es unterzubringen versuche. Ich beschloss, meine ganze Widersprüchlichkeit und Ambivalenz zwischen Mimose und Draufgängerin, Sinn und Sinnlichkeit, Vernunft und Verrücktheit zu erforschen und erlaubte mir das freie Spiel. Als hätte ich mir eine 10-er Karte fürs Kino gekauft. Oder eine 20-er Karte? Ich weiß es nicht mehr. Es ist auch nicht wichtig. Es hat Spaß gemacht, mein Leben als Streunerin. Für eine Zeit. Ich habe viel gelernt, vor allem über mein Begehren.

Was ich begehre/ was mich anmacht

  • Mich selber in meinem Körper zu spüren, lebendig, flirrend, sprudelnd, schillernd, pulsierend, kraftvoll, grenzenlos.
  • Eine andere Version von mir selbst.
  • Nackt sein, weich, offen, weit, genau richtig.
  • Mich sicher, gesehen und willkommen fühlen.
  • Begegnung auf Augenhöhe und echter Kontakt.
  • Sprachgefühl, Scharfsinn und Witz.
  • Eine schöne Stimme und ein leichter Akzent.
  • Bewegung. Mich bewegen und bewegt werden.
  • Geschmeidige, gelassene Bewegungen aus dem Becken, mit einem Lächeln.
  • Ein gepflegter Körper, auf dem das Leben Spuren hinterlassen hat.
  • Eingeladen werden von Kraft, Präsenz, Sinnlichkeit, Einfühlungsvermögen und unverstellter Lust.
  • Zeit haben und Zeit bekommen.
  • Sinn für Details.
  • Entspanntes Selbstbewusstsein.
  • Klare Grenzen, klare Kommunikation. Ehrlichkeit. Vertrauen. Respekt.
  • Haut, die so gut riecht und schmeckt, dass ich sie von Kopf bis Fuß abschlecken mag.
  • Verletzlichkeit, Nahbarkeit, Warmherzigkeit.
  • Die Fähigkeit, voll und ganz im Augenblick aufzugehen und doch bei sich zu sein.
  • Das Fremde im Vertrauten und das Vertraute im Fremden.
  • Ein gutes Angebot zur richtigen Gelegenheit.
  • Ausgedehnte, spielerische, freie Lust ohne Konzepte, Agenda, Ziele.
  • Die Queen zu sein, die von mehreren gleichzeitig begehrt wird.
  • All das selbstverständlich sein zu können, neben allem anderen, was mich ausmacht.

Mein Begehren ist keine Last, es ist ein Fest, eine Ressource, ein Vermögen, ein Reichtum, eine Potenz, ein Kapital. Der Kurs schwankt, aber die Goldreserven sind sicher.

Hanna

Previous
Next

0 Comments

Leave a Reply