Hetera – Non Binary
Binäre Unterscheidungen wie Mensch/Tier, Erwachsener/Kind, Mann/Frau haben – das ist bekannt und viel diskutiert – , nur scheinbar zwei gleiche Seiten, die sich in natürlicher Weise unterscheiden. In Wirklichkeit konstruieren sie einen Unterschied, der der Macht der einen Seite über die andere Legitimität verschafft.
Dies vorausgesetzt ist Heterasexualität eben nicht dasselbe wie Heterosexualität – just the other way round. Nicht zufällig konstruiert Heterosexualität den Mann als den sexuell aktiveren Part, als den Begehrenden, den Jagenden und schließlich den, der zum Schuss kommt. Im Unterschied dazu müssen Heterasexuelle sich sexuelle Agency erst erkämpfen und dabei gegen Widerstände aller Art angehen. Heteras sind darin nicht nur vom queeren Diskurs inspiriert, sie sind selbst queer, insofern sie heterosexuelle Normen, Sitten und Gebräuche durchkreuzen müssen, um ihrem Begehren Luft und Lust zu verschaffen. Sie haben allerdings nicht die Möglichkeit anderer queerer Agencies, Heterosexualität in gewissem Maße hinter sich oder beiseite zu lassen und ganz andere Sexualitäten entfalten zu können. Sie müssen sich inmitten ihres anderen Begehrens immer aufs Neue mit Heterosexualität konfrontieren, sie müssen das Spiel wieder und wieder drehen, oder aber aufgeben und sich ins A- und Autosexuelle verabschieden.
Ich will sagen: Wenn heterasexuelle Agency gelingt, bringt dies auch das binäre Geschlechterverständnis ins Wanken. Lustvoll spielen wir und die, die wir lieben, dann mit den Zuschreibungen, die uns beiden nicht gerecht werden, tauschen sie aus, werfen sie aus dem Fenster, setzen einander frei. In diesem Sinne ist Heterasexualität genderfluid.
Dennoch wird heterasexuelle Agency in ihrer ständigen und unausweichlichen Verschränkung mit Heterosexualität immer wieder übersehen, immer wieder gleichgesetzt, immer wieder bezichtigt, an einem binären Genderverständnis festzuhalten. Gerade aus queerer Perspektive. Dessen bin ich müde. Es ist das binäre Genderverständnis, das heterasexuelle Agency immer wieder unsichtbar, unartikulierbar, unmöglich macht. Nicht umgekehrt.
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