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Queens. Der Heteraclub.

Aller guten Dinge sind drei, und so ist es auch beim Heteraclub: Wir machen wieder auf und zwar vom 22. bis zum 25. Juni 2023 bei den Schillertagen in Mannheim. Wir freuen uns schon darauf, mit Euch Sanft oder Heftig zu spielen und durch die Hetera-Headphones zu flüstern. Noch einmal Striptease & Stories,  Küsse durch Klarsichtfolie, echte Gefühle, alle für eine und  aufregende Begegnungen in den One-on-One-Performances. Denn Ihr wisst ja: Alle haben das Recht, sexy zu sein. Wieder geht es uns besonders um die Kunst der Berührung. Denn ist es nicht merkwürdig, dass Theater immer „berühren“ will, aber niemals wirklich berührt? Im Heteraclub ist das anders, und gerade nach der Pandemie wissen wir, wie wichtig das ist. 
 
Was bisher geschah: 
Vom 15. bis zum 18. Juni 2022 war der Heteraclub beim Impulse-Festival in Mülheim an der Ruhr zu Gast. 

 

Im Frühjahr 2020 öffnete Queens. Der Heteraclub in Hamburg St. Pauli erstmals die Türen: ein Club für heterasexuelle Frauen, in dem sich alles um sie dreht, um ihr Begehren und ihre Lust. Unter der Leitung von Sibylle Peters entwickelte das Team der Heteraperformer eine neue intime Praxis zwischen Kunst und Sexwork, Begegnung und Care. Die Besucherinnen wählten zwischen verschiedenen One-on-One-Performances, in denen sie – immer selbstbestimmt – Nähe und Berührung erleben konnten. Im Salon des Clubs regierten die Female Pimps und schufen einen Safe Space, in dem Frauen ihr Begehren teilen und feiern konnten. Dann gab es eine Art Liebessturm. Alle haben sich ein bisschen in alle verliebt, denn es galt ja Heteraclub Gesetz Nummer 1: Alle haben das Recht sexy zu sein.

Die taz schrieb: „Es ist eine ganz neue Art der Selbstverantwortung. Eine, von der viele glauben, es gäbe sie bereits für alle, aber hier merkt man, dass das nicht stimmt. Es ist ein Gefühl, das es erschwert, den Club später wieder zu verlassen … überall schwingt noch eine Weile die Trauer mit, zurückgekehrt zu sein aus einer Welt ohne Patriarchat.“

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Queens. Der Heteraclub, Hamburg St.Pauli, Januar/Februar 2020, eine Dokumentation:

„This is our brothel of truth. The place where we mess it all up, where all private things will be work, all work will be love, all love will be care, all care will have a price. This is the place where our truth will be spoken, and nothing but our truth. Because it‘s sexy. And so are we.“ Sibylle

„Ich bin immer noch schockverliebt. Mehr, Mehr, Mehr!“ (Queens auf Social Media)

Queens ist eine Heteratopie: Ein Club für heterasexuelle Frauen, in dem sich alles um sie dreht, um ihr Begehren und ihre Lust. Hier seid Ihr die Queens. Und keineswegs nur theoretisch: Sieben männliche Performer entwickeln mit Performancekünstler*innen und Sexpert*innen aus London und Hamburg eine neue intime Praxis zwischen Kunst und Sexwork, Begegnung und Care. Es entsteht eine Serie von One-on-One-Performances, in denen Performer und Besucherin einander begegnen und berühren. Der Club öffnet für 10 Tage im Februar 2020 am St. Pauli Fischmarkt. Weibliche Besucherinnen sind täglich von 16 Uhr an willkommen: Im Salon gibt es Getränke, Spiele, Gespräche und Streicheleinheiten. Mal sehen, wie sich das anfühlt und was wir rausfinden können über das heterasexuelle Begehren. Es ist auch unser erstes Mal. Sieben Séparés mit unterschiedlichen One-on-One-Programmen heißen Euch, die Queens willkommen.“

Und dann war es soweit: Im Februar 2020 hat Queens Der Heteraclub für zehn Tage und Nächte Gender Equality nach St. Pauli gebracht. Was dabei passiert ist, ist schwer zu beschreiben. Es war eine Art Liebessturm. Alle haben sich ein bisschen in alle verliebt. Erst das ganze Team und dann hunderte von Queens. Und nicht was Ihr denkt: kein Drama, keine Krisen, nicht mal Exzesse, naja, nicht viele. Love and Happiness. Heteros in Heteros, Heteras in Heteras, Heteras in Heteros und umgekehrt. Und alle in die, die gerade nicht hetera oder hetero waren. War auch völlig egal irgendwann. Denn es galt ja Heteraclub Gesetz Nummer 1:

Alle haben das Recht, sexy zu sein. (Kein Wettbewerb, keine dummen Sprüche.)

Viele der Queens und der Performer haben in ihren Feedbacks und Erfahrungsberichten darüber gesprochen, wie es war, einen Ort frei von Wettbewerb zu haben (Feedbacks und Erfahrungsberichte siehe Blog!). Einen Ort, an dem unser Begehren uns nicht trennt und gegeneinander aufbringt. Es war nämlich überraschend fantastisch. Und plötzlich ganz einfach, darin sexy zu sein, alle sexy sein zu lassen, sich sexy zu fühlen. Anders sexy. Erst im Vergleich mit dem Hetera Safe Space wurde uns klar, wie sehr wir unablässig gegeneinander gepitcht werden und uns voreinander verschanzen. Heidi Salavierra hat das, was im Salon des Heteraclubs geschah, treffend als ‚soziale Imtimität‘ oder ‚intime Sozialität‘ bezeichnet. Unten wird genauer beschrieben, welche Spiele, welche performativen Praktiken, welche Flüsterverfahren wir im Salon genutzt haben, um in diese Dimension vorzustoßen und uns dort miteinander wohl zu fühlen. Miteinander und mit den Performern, die Freude daran hatten, dem Begehren der Heteras Raum und Spiel zu geben.    

Nur die Traurigkeit hinterher. Wow. In der taz-Rezension wurde das folgendermaßen beschrieben: „Es ist eine ganz neue Art der Selbstverantwortung. Eine, von der viele glauben, es gäbe sie bereits für alle, aber hier merkt man, dass das nicht stimmt. Es ist ein Gefühl, das es erschwert, den Club später wieder zu verlassen und auf die kalte Straße zu treten. Das „Queens“ wird sich noch Stunden danach realer anfühlen als die schweigenden Menschen in der U-Bahn. Überall schwingt noch eine Weile die Trauer mit, zurückgekehrt zu sein aus einer Welt ohne Patriarchat.“     Zum taz-Artikel.

Wie ist es uns gelungen, in eine Welt ohne Patriarchat vorzudringen? Das finden wir raus und dann kriegen wir das wieder hin.

Verspochen. Genaueres folgt.

Bleiben wir vorerst bei den Fakten.

 

Making of / Proben  

Zu Motivationen und konzeptionellen Voreinstellungen des Projekts aus der Zeit des Castings und des Photoshootings für den Heterakalender 2020 findet sich einiges in Sibylles Blogeinträgen ab 2019, zum Beispiel:

„Liebe kann kein Schild sein, unter dem Sex sich versteckt. Auch nicht im Heteraclub. Wenn Sex andererseits nur purer Sex sein will, wird es schnell ziemlich kalt. Im Heteraclub soll es aber ganz ganz warm sein. Verliebt sein ist englisch „to be in love“. Und das finde ich eine gute Formulierung, denn sie schlägt nicht vor, dass die Liebe etwas sei, was in meinem Herzen für Dich wächst, und mir dann das Herz zerreißt. To be in love kann stattdessen heißen ,ich bin mit Dir in der Liebe‘, dann ist die Liebe so etwas wie die Sonne, und wir, Du und ich, Ihr und ich, stehen darin. Unser Zusammensein öffnet die Nebel, die Sonne kommt hervor und taucht alles in ein Licht, in dem ich sehen kann, wie fantastisch Du bist. Ja Du. Und Du und Du und Du.“

Im Januar 2020 verwandelten Matthias Anton, Nina Klöckner von Ehrliche Arbeit und das Kampnagel-Technik-Team den Angel Klub, den Aaron seit 20 Jahren gegen die Gentrifizierung verteidigt, in ein goldrotes, warmes Soul Train Paradies mit Séparés im zweiten Stock, irgendwo zwischen Schimmelfleck, 5 Sterne Hotel und Baumhaus (Danke auch an die Hanseatische Materialverwaltung).

(Fotos vom Club: Daniel Ladnar, Matthias Anton)

Währenddessen lief für Pimps und Performer, Trainerinnen und Sexpertinnen der Probenprozess an: Was ist Intimität? Kontakt und Körperkontakt – warum ist der eigentlich so knapp, gerade für Heteras, und welche Regeln wären zu verändern, welche Machtverhältnisse zu verschieben, damit es mehr davon gäbe, für alle und gerade für Heteras? Wie sind dabei Übergriffe zu vermeiden? Was wünschen wir uns von (Körper-)kontakt und Intimität und wie können wir den Wünschen der anderen, der Heteras Raum geben? Nicht nur die Performer, auch die Pimps mussten ihre Rolle finden, und zwar nicht im fiktiven, sondern im realen Raum: Was heißt es, mit dem eigenen Begehren zu arbeiten, Spannung aufzubauen, zu halten und zu bündeln, die zu sein, die sagt, what’s hot and what’s not? Was heißt es, die üblichen Rituale der Partnersuche zu unterbrechen und andere an ihre Stelle zu setzen? Sichert die Freiheit der Kunst die Freiheit der Performer und macht das die Erfahrung der One-on-One-Situation für beide Seiten zum Geschenk? Wie halten wir in den One-on-One-Performances den Rahmen für Höhepunkte, für ein Spektrum aus Nähe und Distanz, in dem die Queens selbstbestimmt navigieren können? Wie erweitern wir unsere Palette von Kontaktmöglichkeiten? Wie schaffen wir es, uns alle mal zu entspannen?

Aus dem Probenplan: Zooming in and out of the Intimate, Wheel of Consent – Berühren nach Betty Martin, Heterakritik: Wessen Begehren, Live Art Strategien für One-on-One-Performances, Rules and Rights im Heteraspace, Ioni-Massage mit Hanna Krohn, Queens of Afroamerican Feminism, Fire&Wax,&Stones&Ropes, Sound is Touch mit Ansuman Biswas, Sextoys und Safety mit Fuck Yeah Collective, Heterakritik: Intime Ökonomien, Contactimpro, Vogueing, Akroyoga, One-on-One-Dramaturgie mit Joshua Sofaer, Matching und Pimping mit Charlotte Pfeifer. 

Im Zuge des Probenprozesses entwickelte das Team unter der Leitung von Pimp Sibylle One-on-One-Performances, das Geschehen im Salon und die Regeln und Rechte des Clubs:

 

Rechte und Regeln im Heteraclub

1.

Alle haben das Recht, sexy zu sein. (Kein Wettbewerb, keine dummen Sprüche) 

2.

Alle haben Grenzen. Respektiere sie, benenne sie. Lass zu, dass sie sich bewegen. Lass zu, dass sie bestehen bleiben. 

3.

Alle haben das Recht, aus der Fassung zu geraten, sich zu verlieren und sich wieder zu finden.

4.

Alle haben das Recht auf ein gebrochenes Herz. 

5.

Das hier ist keine Dienstleistung, sondern eine Kunstform. Alles kann schief gehen, und das ist auch gut so. 

6.

Hier kannst Du Deine Heterasexualität erforschen: Etwas einzigartig Aufregendes kann hier und heute geschehen. Finde es mit uns. 

7.

Hier ist ein Ort nur für Euch, das ist sicher: Nur Queens haben Einlass. Transgender willkommen. Geschlechter wechseln.

8.

Der Heteraclub ist kein Ort der Verfügbarkeit, es ist ein Ort der Fülle. Alles, was hier geschieht, ist ein Geschenk.

9.

Was hier passiert, bleibt hier. Wenn Ihr vom Heteraclub erzählt, dann so, daß alle Queens anonym bleiben / nicht identifizierbar sind.

 

SAFETY RULES im Heteraclub:

Rauchen darf nur, wem Martin eine anbietet! (Oder am Notausgang.)

Kontakt mit Schleimhäuten immer mit Schutz. Slimey? Safely!

Zungenküsse sind rein privat. 

No Penis Penetration.

 

Performances im Salon

Im Empfang werden Besucherinnen von Eidgi oder Sara begrüßt und verwandeln sich in Queens: Umziehen, Handy wegschließen, eine Krone oder vielleicht ein Bademantel, oder beides? Einweisung in die Rechte und Regeln des Heteraclubs. Dann kündigen Eidgi oder Sara den „Auftritt der Queens!“ an. Die Queens werden von Pimp Charlotte oder Pimp Sibylle persönlich empfangen. 

Ein Ticket berechtigt zu einem ca. dreistündigen Aufenthalt inkl. dem Besuch einer One-on-One-Performance von 30 Minuten. Die Queens verbringen also viel Zeit im Salon des Heteraclubs.

Im Salon läuft durchgehend ein Programm moderiert und gestaltet von den Pimps. Es dient der Enstpannung, der lustvollen Ermächtigung und dem Austausch der Queens über Fragen der heterasexuellen Lust und Selbstbestimmung. Natürlich dient es auch dazu, dass Queens und Performer sich treffen, Queens über die One-on-One-Performances informiert werden, Gelegenheit haben sie zu buchen und zu besuchen. Grundsätzlich gibt es dabei keine Verabredungen zwischen Performern und Queens, keine Versuche der Performer, einzelne Queens von einem Besuch ihrer Performances zu überzeugen. Alles Matching läuft ausschließlich über die Pimps, die sich darin an den Wünschen der Queens orientieren. Momente des Spielens lösen im Salon Momente des direkten Pimpings, also der Buchung und Verteilung der One-on-One-Performances ab.

Das Programm im Club hat folgende Elemente:

Das Entweder-Oder-Spiel

Mit Musik unterlegt und mit Mikro verstärkt lädt die Pimp die Anwesenden ein, sich entsprechend der folgenden Begriffspaare im Raum zu verteilen – auf oder vor der kleinen Bühne. „Wonach ist Euch heute, wie ist die Stimmung – wir machen ein Stimmungsbarometer! Das Entweder Oder Spiel“ Durch Positionierung ordnen sich die Menschen zu, betrachten die, die sich ebenso entscheiden wie sie, und die, die sich anders entscheiden. Pimps und Performer machen mit, tanzen dabei, entscheiden sich mutig und kommentieren zuweilen, wie sich die Kolleginnen heute anders, oder wieder genauso positionieren wie gestern. Die Pimp kommentiert die Verteilung, ermutigt Menschen sich zu entscheiden, fragt nach Beispielen für Dirty Talk und schließlich danach, wie die Queens ihre Vaginen nennen.   

sanft oder heftig / oft oder selten / kitsch oder knirsch / vanilla oder kinky / poly oder mono / süß oder salzig / parfum oder schweiß / rasiert oder unrasiert / jagen oder gejagt werden / oben oder unten /dirty talk oder mund halten/ scham oder lippe / pussy oder fat cat – oder welches Wort ziehst Du vor?

Slow&Dirty Dancing 
Die Pimp ruft eine Runde Slow&Dirty-Dancing aus und animiert alle Anwesenden, sich jemanden zu schnappen. Anwesende Performer fordern Queens auf, aber auch Queens tanzen mit Queens oder Pimps. Schon bald und dann immer wieder sagt die Pimp einen Partnerinnentausch an, so dass die Schwelle, mit jemandem zu tanzen sinkt. Die Pimp fordert außerdem dazu auf, zu dritt als Sandwich zu tanzen, sich zu mehreren zusammen zu schließen. Die Pimp lädt die Tänzerinnen ein, sich gegenseitig Komplimente zu machen und aneinander zu riechen. Schließlich geht die Pimp in die Mitte der Tanzfläche und fordert auf, sie zu drücken. Alle tanzen in die Mitte und drücken sich im großen Menschenhaufen aneinander.  

Solos der Performer

Alle Performer haben Mini-Performances oder Signature Moves, mit denen sie im Salon auftreten:

  • Viktor Teimann gibt einen Aufguss als wären wir in der Sauna, mit Abschlag und dem Versprühen ätherischer Öle. Die Musik wird ausgemacht, es wird eingeheizt und sich auch ein bisschen weiter ausgezogen.
  • Samuel hat ein Schweigegelübde abgelegt. Um in Kontakt zu kommen füttert er Menschen mit Obst und Schokolade.
  • Martin dreht Zigaretten (die einzigen, die im Salon geraucht werden dürfen) und bietet sie an. Er gibt auch Feuer und zwar mit einem Lötkolben.
  • Valerian Süß zeigt einen Fächertanz auf dem großen Kissen.
  • Nils macht akrobatische Einlagen, spektakuläre Kopfstände, aber auch seltsame Annäherungen.
  • Ansuman spielt den Hang.
  • Michael und Bakz präsentieren jeweils einen Lip Sync Song über die Kopfhörer-Anlage. Dabei geben sie zunächst nur einer Queen einen Kopfhörer und adressieren diese ganz persönlich. Pimps verteilen dann weitere Kopfhörer an alle interessierten Queens.
  • Viktor Teimann und andere Performer verteilen Frischhalte-Folien-Küsse. Die Pimps zählen runter – jeweils von der magischen Zahl des Tages zwischen 7 und 13.

Hetera-Headphones

Alle Heteras, Queens und Pimps tragen Kopfhörer, die Performer und anderes Hetero Personal nicht. Die Pimp lädt dazu ein, sich nun in ein Mikro flüsternd über Fragen auszutauschen, „über die wir sind sonst nicht so sprechen“. Thema des Austauschs sind Fragen heterasexueller Lust. In einem Karteikasten sind Stichworte für den Austausch gesammelt, aus denen Queens wählen können. Meist geben die Pimps ein Thema, eine Frage vor, zum Beispiel „Organe und Phantasmen, was hast Du für Orgasmen?“, „Welchen Kink hättest Du gerne?“ „Fucking Strangers & Ghosting – was verändert Tinder?“ Damit durch solche Anlässe tatsächlich ein Gespräch entsteht, teilen die Pimps zu Beginn häufig eine persönliche Geschichte oder ein persönliches Problem mit den Queens. In diesem doppelten Safe Space geht es darum, Verletzlichkeit zu zeigen und zu teilen. Es ist wichtig, dass Queens selbstbewusst sowohl von einem sehr aktiven, kreativen Sexualleben, als auch vom Gegenteil, der totalen Abwesenheit von Sex berichten können, ohne sich von den anderen beurteilt zu fühlen. Die Pimps müssen dafür in Vorlage gehen, sich in Sachen Oversharing, Solidarität und Empathie die Bälle zuspielen. Die Hetera Headphones bieten auch Gelegenheit, den Queens Einblicke hinter die Kulissen zu geben und zum Beispiel aus dem Probenprozess zu erzählen. Schließlich können die Pimps mithilfe der Kopfhörer über die Performances der im Raum anwesenden Performer sprechen, ohne dass diese mithören können. So tragen die Hetera-Headphones wesentlich dazu bei, einen Bund zwischen den Heteras entstehen zu lassen, der als Gegengewicht zur Erfahrung der One-on-One-Performance wirkt.

Circle of the Broken Hearted 
Der Circle ist eine besondere Version der Hetera-Headphones der auf die Hetera-Regel Nummer 4 verweist: Alle haben das Recht auf ein gebrochenes Herz. An einer solchen Runde nehmen ausschließlich Queens und Pimps mit gebrochenen Herzen teil. Sie erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten und trinken gemeinsam einen Schnaps auf die Liebe. Körperarbeit im Hinblick auf das Herz, und dass es ja eigentlich ganz ordentlich im eigenen Brustkorb schlägt, ganz ungebrochen, kann den Circle of the Broken Hearted abschließen.

Wünsche, Striptease & Stories  
Zunächst laufen hier alle Anwesenden im Kreis hintereinander her. Die Pimp lädt nun dazu ein, Wünsche zur Verbesserung des eigenen Sex- und Liebeslebens zu äußern. Die Magie des Wunschzirkels verbessert die Realisierungschancen deutlich, allerdings nur, wenn pro Wunsch auch ein Kleidungsstück ausgezogen und in die Mitte geworfen wird. Pimps und Performer gehen mit Wünschen in Vorlage. Bei Zögern zählen die Pimps runter von der magischen Zahl des Tages bis auf null. In den meisten Wunschzirkeln teilen schließlich alle Beteiligten ihre Wünsche. Ist die Null erreicht, fordert die Pimp alle Beteiligten auf, sich auf den Rücken zu legen, mit den Köpfen auf die ausgezogenen Kleidungsstücke, sternförmig verteilt. Alle sind eingeladen, einander als Kopfkissen zu dienen. Nun werden Geschichten erzählt, geheime Geschichten, Geständnisse – drei braucht es mindestens, damit sich der Zauber des Wunschzirkels entfaltet. Die Musik passt dann dazu und vielleicht spielt Ansuman sogar den Hang. Die Pimp kann ein Thema vorgeben, zu dem die Geschichten passen sollen – ‚erstes Verlangen‘ zum Beispiel.

Alle für Eine 
Wenn wir Glück haben, hat sich eine der Anwesenden im Wunschzirkel etwas gewünscht, was wir sofort erfüllen können. Gehalten werden oder gestreichelt oder geküsst werden zum Beispiel. Alle für eine bedeutet, dass alle Anwesenden unter Anleitung der Pimp dazu aufgefordert sind, eine der Anwesenden zu streicheln oder zu halten. Frischhaltefolien-Küsse hatten wir ja schon erwähnt, oder? Natürlich sind dann alle gefragt, sich etwas zu überlegen, dass alle für sie tun könnten. Als fantastisch hat sich zum Beispiel erwiesen, sich durch den Saal tragen zu lassen oder wenn alle mit ihren zehn Fingernägeln gleichzeitig an Deinem Körper herunterstreichen vom Scheitel bis zur Sohle.

Trust your female pimp!

Alle Queens, die noch keine One-on-One-Performances gebucht haben, versammeln sich um die Pimps. Sie werden über die One-on-One-Performances informiert, erhalten Empfehlungen und werden schließlich im roten Buch für eine der Performances vorgesehen. Ist die Zeit gekommen, führt eine der Pimps sie persönlich in den zweiten Stock.

Außerdem:

Flaschendrehen (Genau, nur dass es im Heteraclub ständig Dreier gibt. )

Kommando Belly Trumpet (Das würdet ihr uns sowieso nicht glauben.)

Schnupperstunde (Alle Queens tragen Augenbinden und dürfen an allen mal schnuppern.)

Anger Management (Angeleitetes Anschreien, alle Wut auf die Heteros und ihre Welt muss raus.)  

Sprühsahnefinale (Sprühsahnefinale, Ihr wisst schon.)

 

Extras: Hypnosis Instruction Art und A oder B
Verschiedentlich wurden im Salon des Heteraclubs orgasmische Hypnosen durchgeführt und ausprobiert. Nicht nur von Undine de Rivière, die einen Abend bei uns zu Gast war und den ganzen Salon auf einmal hypnotisierte, sondern auch von Pimp Sibylle. Letzteres ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Sie handelt von der Liebe zu einem Seemann, der Erfindung des Vibrators, der hysterischen Frauenversteifung von 1900, von der kataleptischen Brücke, von Yoko Ono und der orgasmischen Kraft der tausend Sonnen. Kann hier leider nicht erzählt werden.

Unerzählbar auch die Tanz-Performance von Nils Löffke A oder B. Pansexualität – danke, Nils, jetzt verstehen wir endlich, was das ist! 

 

One-on-One-Performances

Alle One-on-One-Performances, bis auf die Love Story von Bakz, dauern 30 Minuten. Sie alle sind intime Begegnungen. Wie intim entscheiden die Queens. Die Performances sind also so gearbeitet, dass die Queens nicht nein zu etwas sagen müssen, sondern ja zu etwas sagen können. Einige der Performances sind stärker, wie durch ein Skript geführt, andere sind offene Spielfelder mit Angeboten und Regeln oder Rituale. Entscheidet sich eine Queen für eine der One-on-One-Performances wird sie von Sara oder Eidgi im oberen Stockwerk in Empfang genommen, erhält Sicherheitshinweise und eine Sanduhr. Nach Beendigung der One-on-One-Performance kehren die Queens in die soziale Intimität des Salons zurück. Sie können sich weiter austauschen und tragen zur offenen Atmosphäre in Wunschzirkeln und Hetera-Headphone-Runden bei.

 

 

Bakz : LOVE STORY – A MUSICAL

Drei Songs, 15 Minuten, eine Liebesgeschichte – Deine Liebesgeschichte!

 

Metallbau Schulze : HEPHAISTOS UND APHRODITE: 

„Bei meiner Performance handelt es sich um eine Geschichte über Hephaistos, den Gott der Schmiede und Aphrodite, die Göttin der Liebe. Die Queen nimmt die Rolle von Aphrodite ein und ich die von Hephaistos. Es geht darum, der Queen einen Schutz- und Liebeszauber angedeihen zulassen. Dies habe ich mit Feuer, heißen Steinen und warmem Wachs gemacht. Dabei habe ich einen mehr oder weniger festgelegten Text gesprochen. Meine Vorstellung hatte eher so eine Art Wellness-Charakter. Die Queens, die sich für meine Performance entschieden hatten, schienen, zum Teil unbewußt, das für sie passsende gewählt zu haben. Die Performance durchzuführen war durchgängig total schön.“ 


Michael von Schönberg : CUM

„In meiner Performance wurde ein Video gezeigt in dem ich mich erst langsam ausziehe und dann beginne mich anzufassen. Ungefähr die erste Hälfte des Videos sitze ich neben meiner Besucherin und führe mit ihr ein entspanntes, intimes Gespräch bei Tee, während wir den Film gemeinsam schauen. Ein intimer Raum wird so auf zwei Ebenen geöffnet. Nach dem ich im Video zum Orgasmus gekommen bin, wird eine Einladung an die Frau ausgesprochen, jetzt ebenfalls zu masturbieren, während das Video nochmal läuft. Ich kann an dieser Stelle den Raum verlassen oder da bleiben die Augen schließen, oder zuschauen, die Wahl liegt ganz bei der Frau.“


Nils : SISTERHOOD ( DIES IST NILS. LOVE, JOELLE)

„Die Performance ist ein Hörbuch-Format und versteht sich als eine Gebrauchsanweisung für Nils übermittelt von Joelle. 
Feuer knistert in den Kopfhörern & du darfst das Separé betreten. Nils trägt einen lockeren One-size-Pyjama und hat die Augen verbunden. Er steht am anderen Ende des Raumes mit dem Rücken zu dir gewandt. Joelles Stimme ertönt über die Kopfhörer. Sie stellt sich vor, beschreibt wer Nils ist und erzählt über die Beziehung die sie beide führen. Nils hat sich mittlerweile mit spielerischen Bewegungen in die Mitte des Raumes herangetastet. Von diesem Moment an, lädt dich Joelle ein ihm näher zu kommen, aber bitte langsam. Für den weiteren Verlauf darfst du gewisse Handlungen auszuführen, wobei du selber entscheiden kannst wie weit du dabei gehen willst.“


Samuel : RAUM DER VERHANDLUNG

„An der Tür hängen drei Regeln:1.Du kannst diesen Raum jederzeit verlassen.2.Dies ist ein Raum ohne Worte.3.Betrete das Spielfeld im Raum bitte weitgehend unbekleidet. Und ein Hinweis:Es gibt keinen Plan und keine Erwartungen. Erlaubt ist alles, was uns beiden gefällt. Meist in Unterwäsche findet sich die Queen auf einer kuscheligen Schaumstoffwiese, umgeben von Kerzen wieder – es spielt Musik. Vor ihr sitzt Samuel. Augen treffen sich. Jede Bewegung, jede Berührung ist ein Angebot an das Gegenüber, frisch aus dem Moment geboren. So entspinnt sich ein unvorhersehbares, sinnliches Spiel. Vom Betreten bis zum Verlassen des Raums wurde kein Wort gesprochen.“


Valerian Süß : PAYBACK – EIN TRIPTYCHON

„Schlag mich, tritt mich, ramm mich zu Boden. Valerian Süß lädt ein: Ist Dir die Lust da draußen fast vergangen, durch öde phallische Verleumdung? Dann bist Du hier richtig. Payback! rufen wir zusammen. Und dann geht’s um DEINE Lust.“

 

Ansuman Biswas : ORGONE ACCUMULATOR

“ The Orgone Accumulator is a device to collect and concentrate life energy and use it to create change in the world.
Exactly what change depends on the imagination of the Queen. I guide each participant through a 30 minute experience, during which she learns how to harness and direct this life energy, the essence of creativity. Using magical objects, movements, and words, she learns a technique to bring about anything she desires in the world. In a performance which is part scientific experiment and part sex magick, each Queen uses her own pleasurable sensations to manifest her heart’s desire.“
 

Viktor Teimann : DIE GESCHÄFTSREISE
„In dieser Performance geht es hauptsächlich um eine erotische Phantasie, doch es werden auch andere Dinge verhandelt. Visuelle Reize spielen eine Rolle, aber auch die Limitierung der Sinne. Es geht um Nähe und Distanz, um wirkliche Berührung und vorgestellte Berührung und um die Frage: Wer ist das Objekt und wer ist das Subjekt?“ 

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Hier findet Ihr unseren heterasexuellen PinUp-Kalender zum Download. 

Alle Fotos in dieser Dokumentation wurden von der fantastischen Margaux Weiß gemacht.  

……

 

Aktuell: 

You Have A Date! Am Valentinstag, 14. Februar 2021, findet der Online-Book-Launch von A Good Love Story statt: 

„In February 2020, right before the first lockdown, the German artist, researcher and long-time LADA collaborator Sibylle Peters, devised Queens. The Heteraclub, a temporary night club in Hamburg which offered intimate one-on-one-performances to women who desire men. When Covid hit, Sibylle went from being ‘the first female pimp of St. Pauli’s Red Light District’ and hugging sixty people a day, into isolation.

This is when you need a good love story. As she couldn’t find any, she wrote one herself.

This story is a product of lockdown, of not being able to create gatherings and experiences with, and for, other people. It is an account of intensely personal histories and experiences, that usually stay behind the screens. It is also a document of the Heteraclub project and the safe space created there, in which hundreds of women shared their stories of love and pleasure.

A good love story shouldn’t have too many words. This one gets to the point as directly as possible. It turns “me too” into sex-positive empowerment and dark comedy, whilst talking about contemporary Live Art, genderfluidity, online dating, polyamory and its pitfalls. It is a feminist celebration of love and the attempt to escape from sexism, ageism and racism by pitching them all against each other and leaving the party with the sweetest guy of all.

Published by the Live Art Development Agency, 2021.“

A Good Love Story – order as print or pdf here.